Salis

Salis
I
Salis
 
[sa'li], Rodolphe, französischer Kabarettist und Humorist, * Châtellerault 29. 5. 1851, ✝ Naintré (Département Vienne) 17. 3. 1897; eröffnete am 18. 11. 1881 in Paris die Künstlerkneipe »Chat noir« und wurde damit zum Gründer des ersten literarischen Kabaretts.
 
II
Salis,
 
Graubündner Uradels- und Ministerialengeschlecht, dessen Vorfahren im 13. Jahrhundert aus der Gegend des Comer Sees nach Soglio ins Bergell zogen. Nach heutigem Erkenntnisstand kamen sie ursprünglich als ein Teil des germanischen Stammes der Salier schon in karolingischer Zeit zur Sicherung der Straßen und Pässe nach Sala (Neugründung?) und der damaligen Festung Isola Comacina (Comer See). Ein Teil von ihnen wanderte im 17. Jahrhundert unter den Namen de Angelis, de Angelo, Belli, Contessa, Masa, Salice, Salici, Secunda, meist als Kaufleute, in den deutschsprachigen Raum zurück. Die Nachkommen der Bergeller Salis aus Soglio sind seit dem 13. Jahrhundert als Vasallen der Fürstbischöfe von Chur bezeugt. Die ununterbrochene Stammreihe beginnt mit Redulfus de Salice de Soglio (✝ vor dem 12. 4. 1300); seine Söhne Johannes (✝ 1319) und Gubertus (✝ 1340) begründeten die nach ihnen benannten beiden Stämme des Hauses. Während der Unruhen im 16./17. Jahrhundert standen die Salis als Gegenpol zu den katholisch ausgerichteten Planta an der Spitze der sich nach Frankreich orientierenden protestantischen Partei.
 
 
G. Hrabě de Angelis: Zur frühen Gesch. der von S. u. de Angelis (1992).
 
Bekannte Vertreter:
 
 1) Jean Rodolphe de, eigentlich Jean Rudolf von Salis, schweizerischer Historiker und Publizist, * Bern 12. 12. 1901, ✝ Schloss Brunegg (Kanton Aargau) 14. 7. 1996; nach Korrespondententätigkeit u. a. für den »Bund« in Paris 1935-68 Professor für Geschichte an der ETH Zürich; wurde auch bekannt durch seine von Radio Beromünster ausgestrahlten Kommentare (»Weltchronik«).
 
Werke: Weltgeschichte der neuesten Zeit, 3 Bände (1951-60); Weltchronik 1939-1945 (1966); Notizen eines Müßiggängers (1983); Letzte Aufzeichnungen (1996).
 
 2) Johann Gaudenz, Freiherr von Salis-Seewis, schweizerischer Dichter, * Schloss Bothmar (bei Malans, Kanton Graubünden) 26. 12. 1762, ✝ ebenda 29. 1. 1834; war 1779-89 Offizier in der Schweizergarde des französischen Königs; 1789/90 unternahm er eine Reise durch die Niederlande und Deutschland und lernte Goethe, C. M. Wieland, J. G. Herder, F. Schiller und F. Matthisson kennen; seit 1793 lebte er wieder in der Schweiz, wo er hohe Ämter in der Armee und in der Staatsführung bekleidete. In seiner Lyrik singt er das Lob seiner Heimat und der Natur.
 
Ausgabe: Gesammelte Gedichte, herausgegeben von C. Erni (1964).
 
 3) Meta von Salis-Mạrschlins, schweizerische Lyrikerin, Erzählerin, Essayistin und Frauenrechtlerin, * Schloss Marschlins (Gemeinde Igis, Kanton Graubünden) 1. 3. 1855, ✝ Basel 15. 3. 1929; setzte sich in allen ihren Veröffentlichungen für ein neues Frauenbild in der Gesellschaft ein (u. a. aktives und passives Wahlrecht für Frauen); promovierte 1887 als erste Frau an der philosophisch-historischen Fakultät in Zürich. Ihr erfolgreiches Eintreten für die Rehabilitierung der Zürcher Frauenrechtlerin und Ärztin Caroline Farner (1895) brachte ihr eine Verleumdungsklage und Gefängnisstrafe ein (1895).
 
Ausgabe: Die unerwünschte Weiblichkeit. Autobiographie, Gedichte, feministische Schriften, herausgegeben von D. Stump (1988).
 
 
D. Stump: Sie töten uns - nicht unsere Ideen. M. v. S.-M., 1855-1929,. .. (Thalwil 1986).

Universal-Lexikon. 2012.

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